DIENSTAG 17. DEZEMBER 2024
Überraschung in zwölf Metern Tiefe
Unterirdisch Bei Bauarbeiten an der Ecke Friedensplatz/Bahnhofstraße in Lauf ist ein alter Felsenkeller entdeckt worden. Er stammt aus dem 17. Jahrhundert – und ist 200 Quadratmeter groß. Ein Fall für Baldur Strobel von den Altstadtfreunden.
Bei den Bauarbeiten an der Ecke Friedensplatz/Bahnhofstraße wurde der Kellerabgang freigelegt.
von Andreas Sichelstiel
LAUF – „Wir wussten schon, dass da ein Keller ist“, sagt der Bauherr. Aber als eines Tages der Polier anrief und ihn bat, auf die Baustelle zu kommen, war die Überraschung groß: Kein kleiner „Kartoffelkeller“ befand sich unter dem Haus am Friedensplatz 4 in Lauf – sondern ein 200 Quadratmeter großer Felsenkeller in zwölf Metern Tiefe. Der Treppenabgang – jahrzehntelang unter einer Metallplatte versteckt – „war ein Loch, von dem ich nicht wusste, wo es endet“, sagt der Mann. Das sei „einerseits spannend“ gewesen, andererseits habe es viel Zeit und Geld gekostet, das Loch.
Der Isada-Haus GmbH & Co. KG, baut an der Ecke Friedensplatz/Bahnhofstraße: Entstehen sollen neun Wohnungen, im Erdgeschoss ist Platz für Gewerbeflächen. Doch zuvor mussten die beiden Häuser, die an dieser Stelle standen, abgerissen werden (die Pegnitz-Zeitung berichtete). Dabei wurde der Keller entdeckt.
Für Baldur Strobel von den Altstadtfreunden war dieser Fund allerdings keine Überraschung. Seit 1980 ist er in der Laufer Unterwelt unterwegs, hat die Felsenkeller kartiert. Fast jedes Haus am Marktplatz hat einen solchen Keller. Der Grund dafür ist simpel: Unter der Erde herrscht eine konstante Temperatur von acht Grad. Sie ist ideal für die Lagerung von Bier. Und früher hatten die Besitzer der Häuser am Marktplatz das Braurecht. Von Oktober bis April stellten sie den Gerstensaft in zwei Kommunbrauhäusern her. In den Kellern lag dann der Jahresvorrat. Das, meint Strobel, erkläre die Ausdehnung der Laufer Unterwelt.
So sieht der Keller aus dem Jahr 1666 aus. Er befindet sich in etwa zwölf Metern Tiefe.
Foto: Baldur Strobel
Der 81-Jährige hat sich – genauso wie der Denkmalschutz – schon genau in dem neu entdeckten 200-Quadratmeter-Gewölbe am Friedensplatz umgesehen. Auch ein in Stein gemeißeltes Datum hat er dokumentiert: 1666. Der Keller ist also über 350 Jahre alt. Er ist damit nicht der älteste in Lauf – der stammt von 1617. Und mit den Kellern am Marktplatz ist er nicht verbunden, „das wäre eine kleine Sensation gewesen“, sagt Strobel.
Auch Schätze fanden sich „unter Tage“ nicht, nur ein paar Bierflaschen und Reste von Gasmasken. Die stammen wahrscheinlich aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Laufer Keller, tief im Sandstein gelegen, wurden oft als Luftschutzbunker genutzt.
Bau stand still
„Von Juni bis Dezember ist der Bau stillgestanden“, sagt der Vertreter der Isada-Haus GmbH & Co. KG, „und das lag am Keller“. Inzwischen ist klar: Das Bauwerk wird nicht unter Denkmalschutz gestellt. „Ich hätte es also auch verfüllen lassen können“, sagt der Bauherr. Doch er will das Gewölbe erhalten, der Neubau wurde dafür aufwendig umgeplant.
Was er mit den 200 Quadratmetern hinzugewonnener Fläche macht, weiß der Mann allerdings noch nicht. Für einen Weinkeller ist das Bauwerk viel zu groß. „Und öffentlich zugänglich machen scheidet auch aus, denn es gibt keine Notausgänge.“
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