Altstadtfreunde Lauf an der Pegnitz

Das Alte erhalten - das Neue integrieren

Lehrreiche Fahrt nach Teuern in das Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern, sowie zum dortigen Kultur-Schloss

Ein Bericht von Christiane Veyssiére

Ohne Zweifel: Als die Altstadtfreunde an diesem herbstlich schönen Nachmittag des 9. Oktober 2021 nach Theuern   zum „Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern“ aufbrachen, ahnten sie, dass sie die Reise in das oberpfälzische Zentrum der Eisenverarbeitung vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert führen würde, in denen Bergbau und Montanindustrie für die Landschaft prägend waren.

© Kultur-Schloss Theuern

Das Industriedenkmal des „Hammerwerks“ sowie die Sammlungen an Mineralien, Porzellan- und Glasobjekten im herrschaftlichen Schloss, sind Zeugen der Hütten- und Glasindustrie, welche bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein das Wirtschaftsleben in der Oberpfalz bestimmt haben. Ohne die gerade eröffnete Ausstellung zu vergessen, welche mit Gegenständen, Plakaten und Fotos den geschichtlichen Bogen zwischen industrieller Entwicklung und Industrie 4.0 unter wirtschaftlichen und sozialen Gesichtspunkten anschaulich spannt.

© Kultur-Schloss Theuern

Überraschend war der Rundgang im zweiten Industriedenkmal, nämlich im Müller’s Wohngebäude mit zwei (aus unserer heutigen Sicht gesundheitsgefährlichen) Arbeitsstätten: Die des Müllers und seiner Familie, welche wir zum Teil aus dem Industriemuseum Lauf kennen, und die Arbeitsstätte der häuslichen Spiegelglas-Manufaktur, einer Kombination zwischen mühsamer Heimarbeit und Produktionshalle der Schleiferei, von der Erstellung bis zum Transport und Versand von Spiegelglas. Auf diese Weise konnten wir das harte Leben einer oberpfälzischen Müllers‘ Familie nachvollziehen: An Freizeit oder Muße war selbst für Kinder nicht nachzudenken, welche erschöpft bis zu sechst im gleichen Bett schliefen.

Beeindruckend war auf allen Stockwerken die Mechanisierung der Arbeitsvorgänge, ob in der Mühle oder in der Schleifhalle für Spiegelgläser, welche eine kleine Entlastung im schwersten Arbeitsalltag brachte. Obwohl diese Arbeit nicht besonders hoch entlohnt wurde und die Menschen an Unterernährung, Berufskrankheiten wie Staublunge etc. litten, gab es eine gesellschaftliche Rangordnung, die in einer Kleiderordnung zum Ausdruck gebracht wurde.

Durch ihren lebendigen Vortrag haben die Führerinnen eine Brücke in die oberpfälzische Vergangenheit der Herrschafts-, Lebens- und Arbeitsverhältnissen geschafft. Die Besuchergruppe der Altstadtfreunde Lauf sind ihnen gerne auf dieser Brücke gefolgt und waren von ihren Erzählungen tief beeindruckt. Dabei haben die Museumspädagogen den Weg aus der Vergangenheit in die Jetztzeit, die sie als Industrie 4.0 bezeichnen, hervorragend dargestellt. Auf diesen Erfolg ist die gesamte Region um Amberg besonders Stolz, wird doch die nördliche Oberpfalz häufig in der Geschichte als das Armenhaus Bayerns bezeichnet.

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Natürlich darf bei einem Ausflug neben der intellektuellen Speise der leibliche Hunger nicht kurz kommen und so kehrten die Gruppe zum Abschluss des Tages im Ort Erlheim zu einem Abendessen in den dortigen Gasthof ein.