Altstadtfreunde Lauf an der Pegnitz

Das Alte erhalten - das Neue integrieren

Die Altstadtfreunde feiern 45-jährigen Geburtstag am 29. Juli 2023 im Laufer Industrie-Museum

Ein Bericht von Mitglied Christiane Veyssière

Vorsitzende Monika Pöhlmann

     Diese Veranstaltung war als Geburtstagsfeier gedacht und nicht als Jubiläumsfest mit Bilanzierung der vielfältigen Aktivitäten der Altstadtfreunde in den letzten Jahrzehnten. Nun sollte der Schwerpunkt der Feier auf den ersten zehn Jahre des Vereinsbestehens liegen, mit der Befragung von Zeitzeugen und Ehrenmitglied Baldur Strobel, der 16 Jahre lang Vorstand der Altstadtfreunde war.

  Es sei an dieser Stelle an Folgendes erinnert: Von Anfang an war der Verein im Stadtsanierungs- und Entwicklungsplan Lauf‘s involviert. Es war eine Zeit, in welcher der Strukturwandel der Laufer Industrie mit Betriebsstillegungen weitreichende Folgen hatte.  Doris Utzat  beschreibt im Mitteilungsblatt 1998 die Umwandlung „von Industrievierteln zu modernen Wohnkomplexen (Areal Stettner-Bankel, Areal Döring)“, den „Abriß ehemaliger Gewerbebauten (altes Kommunbrauhaus in der Barthstraße, Brauerei Arnold an der Hersbrucker Straße, Zimmerei Hoffmann an der Brücke West, Anwesen Sichartstraße 40 – das letzte bäuerliche Anwesen in der Altstadt, um nur einige Beispiele zu nennen). Alte Handwerke oder Gewerbeformen sind beinahe ausgestorben (nur noch zwei Schuster in Lauf reparieren Schuhe, das letzte Hutgeschäft am Marktplatz hat vor ein paar Jahren zugemacht) oder sie haben sich so gründlich verändert, dass sie kaum wieder zu erkennen sind. So hat sich die Flaschnerei Birkmann aus Lauf, deren alte Werkstatt aus der Vorkriegszeit im Industriemuseum aufgestellt ist, heute auf Sanitärtechnik und Heizungsbau verlegt“.

  Für Stadtrat und Bürgermeister waren in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts die Beschlüsse, die sie im Rahmen dieses  Strukturwandels getroffen haben, insbesondere hinsichtlich des Sanierungsplans für beide Wehren am Pegnitz-Fluss  (immerhin für Stadtplanung und Wohnbaupolitik  eine Herausforderung) eine Besonderheit: Für den Bereich des Wehr I und des Wehr II einen Museumskomplex zu planen, der zunächst „als kleine Lösung“ das heutige Museumsgelände mit der betrieblichen Stätte der Schleif‘ verbinden sollte. Aus dem Gutachten, das dafür erstellt wurde, wird ersichtlich, dass ein Uferweg die direkte Verbindung zwischen dem Gebäude der Schleif‘ an dem Wehr I und dem künftigen Museumsgebäude an dem Wehr II geschaffen werden sollte. Es ist anders gekommen, dennoch muss an dieser Stelle gewürdigt werden, dass die stillgelegte betriebliche Stätte der Engelhardt’schen Hammerwerke nicht abgerissen, sondern von der Stadt erworben und in ein Gewerbe- und Industriemuseum umgewandelt wurde. Es sollte das Laufer Gedächtnis an die Arbeits- und Unternehmenswelt einer unwiderruflich abgeschlossenen industriellen Ära dauerhaft für die künftigen Generationen „wahrnehmbar“ gemacht werden, wie das oben zitierte Beispiel der Birkmann’schen `Werkstatt aus Vorkriegszeit‘ zeigt. Die Trägerschaft für die Umbaumaßnahmen übernahmen die Altstadtfreunde mit allen juristischen, administrativen (auch hinsichtlich der Gewinnung von Fachkräften) und logistischen Konsequenzen. Sie hatten dazu nicht nur die Fachkompetenz, sondern die Unterstützung von Laufer Unternehmern und der Laufer Bevölkerung. Sie hatten sich auch von Fachleuten beraten lassen, welche bereits solch ein Umbauprojekt durchgeführt hatten. Es folgte eine Zeit intensiver Planung und Durchführung der Sanierungsarbeit. Die Altstadtfreunde konnten erfolgreich zur Museumseröffnung einladen, bevor die Trägerschaft an die Stadt Lauf zurückübertragen wurde.

  Nun war es an diesem 29. Juli folgerichtig, die „Erinnerungskiste“ im Raum zu öffnen, der sich über der Halle befindet, welche die berühmte Dampfmaschine der Firma Döring beherbergt. Zusammengefasst kann behauptet werden, dass der Gründungszeitpunkt des gemeinnützigen Vereins und die Gründung des Gewerbe- und Industriemuseums miteinander verknüpft waren.

Vor und nach der offiziellen Feier gab es viel Gesprächsbedarf zwischen den Gästen.

  Bevor die Zeitzeugen Karin Uhlmann und Manfred Scheld sowie Baldur Strobel zu Wort kamen, sprach Vorstandsvorsitzende Monika Pöhlmann ihr Grußwort zur „Erinnerungskiste“, erinnerte Museumsleiterin Dr. Christiane Müller an den Wandel von Sinn und Zweck des Laufer Industriemuseums, betonte Landrat und Bezirkstagspräsident Armin Kroder die Rolle des Industriestandorts Lauf, der das Stadtbild mitprägt, dessen  Weiterentwicklung innerhalb in der gesamten Wirtschaftsregion Nürnberger Land von der allgemeinen technologischen Entwicklung abhängig ist. Für Bürgermeister Thomas Lang bedeutete die Verantwortung und die Wertschätzung für historische Gebäude der Altstadtfreunde ein Vermächtnis an die Laufer Bevölkerung. In diesem Zusammenhang zitierte er Professor Gottfried Kiesow (Begründer der Deutschen Stiftung Denkmalschutz), dessen markanter Satz, der „Denkmalschutz ist der Dank der Gegenwart an die Vergangenheit und ihr Geschenk an die Zukunft“ die Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft des Denkmalschutzes in Deutschland prägte.

  Dieses Zitat entspricht der Arbeit der Altstadtfreunde Lauf, welche allerdings kein Alleinstellungsmerkmal im Nürnberger Land haben. Sie konnten sich auf die Anwesenheit der Vorsitzenden der Altstadtfreunde Nürnberg und der Altstadtfreunde Hersbruck freuen, welche im gleichen Sinne gegen die ‚Planierungswut städtischer Architekten‘ (in Nürnberg) und für den Erhalt von Gebäuden mit historischer Substanz kämpfen - im Dialog mit den Behörden des fränkischen/bayerischen Denkmalschutzes sowie der jeweiligen Stadtverwaltung.

Eine kleine Bilderserie vom Ausflug zum Anklicken: