Altstadtfreunde Lauf an der Pegnitz

Das Alte erhalten - das Neue integrieren


MITTWOCH, 26. April 2023

Tief unter der Laufer Altstadt

Neuerscheinung Seit mehreren Jahrzehnten ist Baldur Strobel in der Laufer Unterwelt unterwegs. Nun hat der ehemalige Vorsitzende der Altstadtfreunde sein Wissen über die Felsenkeller in einem Buch zusammengefasst.

LAUF – Wer oben in der Sonne steht, der ahnt in der Regel nichts von dem, was sich unter dem Pflaster befindet: Die Häuser am Laufer Marktplatz sind zu weiten Teilen unterkellert, manchmal bis zu zehn Meter tief.

Bei Führungen kann man zwar gemeinsam mit den Altstadtfreunden auf Entdeckungstour durch die Unterwelt gehen, aber die meisten der im 17.Jahrhundert angelegten Keller sind nicht öffentlich zugänglich. Und da kommt das neue Buch von Baldur Strobel ins Spiel.

Der ehemalige Vorsitzende der Laufer Altstadtfreunde ist der Experte für die Felsenkeller. Um 1980 herum stieg er zum ersten Mal hinab, seither lässt ihn die Leidenschaft für alles Unterirdische nicht mehr los. Manchen verschütteten Keller hat er – gemeinsam mit Unterstützern –eigenhändig freigelegt. Oft war das ein mühsames Unterfangen.

Zu seinem 80. Geburtstag hat sich Strobel mit den knapp 150 Seiten seines neuen Buchs selbst ein Geschenk gemacht. Und die Laufer beschenkt er gleich mit. Jetzt gibt es „endlich eine Gesamtsicht“, sagt der pensionierte Lehrer. Das Standardwerk für die Felsenkeller also.

Zahlreiche Bilder und informative Karten dokumentieren nahezu alle Details. Dazu gehören die in den Sandstein gemeißelten Familienwappen oder Inschriften ebenso wie die Kabelreste, die sich etwas abseits des Marktplatzes, in einem Keller in der Bahnhofstraße, finden. Dort, unter dem ehemaligen „Rupprechtsgärtla“, war im Zweiten Weltkrieg ein großer Luftschutzbunker. „Von dieser Stelle aus wurden bei Fliegeralarm die Sirenen für ganz Lauf ausgelöst“, weiß Strobel. Drei Kellerräume seien dafür permanent mit Wachpersonal besetzt gewesen.

Ideal für die Lagerung von Bier

Angelegt wurden die Keller aber aus einem anderen Grund: Unter der Erde herrscht eine konstante Temperatur von etwa acht Grad. Sie ist ideal für die Lagerung von Bier. Und früher hatten die Besitzer der Häuser am Marktplatz das Braurecht. Von Oktober bis April stellten sie den Gerstensaft in zwei Kommunbrauhäusern her. In den Kellern lag dann der Jahresvorrat. Das, meint Strobel, erkläre die riesige Ausdehnung der Laufer Unterwelt.

Fast jedes Haus an der Nordseite des Marktplatzes hat Keller, meist erstrecken diese sich jedoch auf die Hinterhöfe und Nebengebäude. Wahrscheinlich trauten die Anwohner der Statik nicht so recht. Dabei kommt der Name Felsenkeller nicht von ungefähr. Sie liegen tief im Sandstein, auch auf der Südseite, die nicht ganz so stark „unterminiert“ wurde.

 „Ich wollte weitergeben, was ich weiß, bevor ich es nicht mehr kann“, sagt der nun 80 Jahre alte Buchautor. Wobei die Laufer und ihre Gäste nach wie vor mit den Altstadtfreunden in die Unterwelt hinabsteigen können – die nächsten Führungen findet am Samstag, 6. Mai, und am Samstag, 20. Mai, statt.

Treffpunkt ist jeweils um 15 Uhr die Schleifmühle an der Wasserbrücke.

Andreas Sichelstiel

Zum Buch

Baldur Strobel: Unterirdisch. Die historischen Felsenkeller von Lauf. Erschienen im Fahner-Verlag, erhältlich im Service-Center der PZ oder im Buchhandel (ISBN 9783942251693).


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