Altstadtfreunde Lauf an der Pegnitz

Das Alte erhalten - das Neue integrieren

Lauf, im Mai 2023

Rundbrief Nr. 92

Liebe Altstadtfreundinnen und Altstadtfreunde,
Liebe Leserinnen und Leser;

jede bürgerschaftlich engagierte Gemeinschaft, also auch der Verein wie die Altstadtfreunde Lauf, muss sich selbst immer wieder hinterfragen, ob sie ihrem Auftrag noch besser gerecht werden könnte. Das oberste Ziel, sozusagen die Richtschnur, in unserer Satzung zu lesen: „… die Förderung der Kultur und Denkmalpflege im Gebiet der Stadt Lauf a. d. Pegnitz ( …..)“ Was bedeutete dies vor 45 Jahren und was bedeutet das heute? Sind Fragen der Denkmalpflege nur etwas für Experten?

Die Gründung des Vereins Altstadtfreunde Lauf vor 45 Jahren ist zeitlich mit „dem Wunsch der einzelnen Kommunen zu sehen, im Zuge der Stadtplanung der 50er und 60er Jahre und des Neubaus von Gebäuden den Bestand an „gebauter Umwelt“ zu erhalten“. Zum 25-jährigen Jubiläum des Vereins betonte der damalige Bürgermeister Rüdiger Pompl in seinem Grußwort: „Der Umgang mit den Zeugnissen der Vergangenheit ist ein Zeichen unserer Kultur. Die Altstadtfreunde sind eine Bürgerinitiative, die das Gesicht der Stadt prägt. Die Arbeit des Vereins fördert das, was „Heimat“ ausmacht, sie bewahrt die Stadt vor der Gesichtslosigkeit und stärkt das Identitätsgefühl zwischen den Laufern und ihrer Kreisstadt.“

Genau das können wir täglich erleben, sowohl im Kontakt und Austausch mit den Laufer Bürgern, als auch durch Besucher unserer Stadt. Sie alle fühlen sich wohl in Lauf, leben und wohnen gerne hier. Viele nehmen sich vor, wieder zu kommen. Aber ohne unermüdliche Einsatzfreude und Begeisterung, ohne körperlich schwere Arbeit zu leisten, würden die Zeugnisse der Laufer Historie, wie das Industriemuseum, die Felsenkeller, die Reichel’sche Schleif, das Alte Forsthaus und die Grablege des Keßler’schen Stifterpaares, um nur einige zu nennen, nicht das heutige Stadtbild prägen und wichtiger Bestandteil vom allgemeinen Kulturprogramm der Stadt Lauf sein.

Heute stellen wir uns andere Fragen. Heute kommt dem Anliegen der Bewahrung unseres gebauten Erbes besondere Bedeutung zu. Deshalb stellten wir Fragen an die Stadtverwaltung und den Stadtrat zu ihrer Denkmalpolitik. Was wird aus dem abgebrannten Haus in der Nürnberger Straße 31 mit seinem Eingangsportal aus dem 16. Jahrhundert, einstmals der Ursprung der Brauerei Dreykorn, oder wie wird das Pfründnerhaus genutzt, oder was wird aus den Arbeiterhäusern in der Sichartstraße?

Zielfördernd und notwendig ist der Dialog mit den für Denkmalschutz entscheidenden Stellen, mit den zuständigen Behörden und Entscheidungsträgern, ob auf Kommunal-, Bezirks- oder Landesebene. Die Altstadtfreunde Lauf sind dazu bereit.

Die Altstadtfreunde Lauf wurden in der Vergangenheit durch den Einsatz von Persönlichkeiten geprägt und dazu gehört unser Baldur Strobel. Er hat vor Kurzem seinen 80. Geburtstag gefeiert und da wünschen wir ihm von dieser Stelle aus alles Gute, Gesundheit und Glück und danken ihn für seinen Einsatz im Verein. Über sein „Lieblingskind“, die Felsenkeller ist nun sein Buch erschienen mit dem Titel „Unterirdisch“. Damit die Felsenkeller, ein historisches Kleinod und besonderes Aushängeschild für die Stadt Lauf, erhalten bleiben, hat er unzählige Stunden dort verbracht. Aber auch die Reichelsche Schleif, die Türmerwohnung, das neue Epitaph auf dem Stiftergrab und, und, und … sind mit und durch Baldur Strobel in den historischen Blick der Stadt gerückt.

Wir freuen uns, dass wir in diesem Jahr wieder pünktlich und ohne Auflagen von Behörden wegen Corona mit unseren Aktivitäten beginnen konnten. Es hat sich schon Einiges ereignet, wir wollen aber zuerst mal auf ein historisches Haus in Lauf und dessen aktuelle Situation aufmerksam machen.

Denkmalschutz in Lauf !?

Ein Beispiel unserer Stadt Lauf: das Haus Nürnberger Straße 31.

Es war einst Bäckerei und erste Braustätte der Brauerei Dreykorn, später Gasthaus zum Roten Ross, das nach dem Niederbrand des „Café Highway“ tatsächlich komplett zerstört wurde?

Hier ist die Geschichte von einem historischen Wohnbau der Stadt Lauf, jenseits der Laufer Mauer, das an der stark befahrenen Nürnberger Straße, der Ortsdurchfahrtsstraße B 14 steht und dem der Status eines denkmalgeschützten Gebäudes klanglos aberkannt wurde. War es das? Gibt es doch noch eine Hoffnung für den Torbogen, der doch intakt aussieht?

Am Freitag, dem 13. Januar 2023 erschien im Lokalteil der Pegnitz Zeitung ein Kurzbericht über den Brand des denkmalgeschützten Wohnbaus, der öffentlich die Frage nach der Zukunft der „abgesicherten Brandruine“ stellte. Das Feuer hatte Ende Oktober 2021 in der oberen Etage begonnen. Wie gewohnt hatte die Laufer Feuerwehr den Brand gelöscht, zu dem Brandschaden kam der Schaden durch Löschwasser. Alle denkmalrelevanten Teile seien endgültig zerstört, so die Feststellung des Landesamtes für Denkmalpflege in Bayern. In einer Mail bestätigte Dr. Karl Gattinger, Referat Z I, Bayerische Denkmalliste/Bayerische Topographie diesen Tatbestand.

Auszug aus dem Mail vom 26. Februar 2023:
„Das ehemalige Gasthaus in der Nürnberger Straße 31 wurde von uns im Juli 2022, also deutlich nach dem im Oktober 2021 im Obergeschoss ausgebrochenen Brand, dahingehend geprüft, ob noch Denkmaleigenschaft vorliege oder nicht.

Bei der Besichtigung musste festgestellt werden, dass es durch das Feuer zu einem Totalverlust des barocken Dachtragwerks sowie zu erheblichen Brandschäden im gesamten Obergeschoss geführt hatte.

Auch das durch jüngere Umbauten in seinem historischen Erscheinungsbild ohnehin bereits erheblich reduzierte Erdgeschoss (Rockcafé Highway) wurde durch teilweise Deckendurchbrüche, aber auch durch den Einsatz von erheblichen Mengen an Löschwasser massiv beschädigt. Die Brandzerstörungen und das Löschwasser hatten zu derartigen Verlusten an der historischen Substanz des Gebäudes geführt, dass eine Denkmaleigenschaft im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes nicht mehr festgestellt werden konnten. Das Gebäude hat seine historische Aussagekraft und damit auch seine Denkmalkriterien leider verloren und wurde deshalb aus der Bayerischen Denkmalliste gestrichen. Das Bayerische Denkmalschutzgesetz sieht leider auch keinen Eintrag von einzelnen Bauteilen wie etwas das Portal vor. (…)“

So wurde dieser für die Geschichte der Stadt Lauf so wertvolle Bau aufgegeben und von der Denkmalliste gestrichen. Punkt Absatz.

Sei das wirklich so, wie es von den zuständigen Denkmalschutzbehörden vermittelt und vor allem von der Stadt Lauf als Hauptverantwortliche (laut Bay. Denkmalschutzgesetz) wurde? Das war wiederum die Frage, die Mitglieder der beiden Laufer Vereine, des Vereins der Altstadtfreunde und des Historischen Vereins, gestellt haben.

Diese beschlossen, nach dem üblichen Muster zu verfahren, um Kenntnisse über den Denkmalwert des Gebäudes zu gewinnen: Einholen allgemeiner Informationen über den Denkmalschutz in Bayern (Webinar), das Gespräch mit den zuständigen Behörden auf lokaler und regionaler Ebene suchen und führen. Die Zwischenbilanz auf lokaler Ebene ist ernüchternd: Der Wohnbau sei in solch einem Zustand, dass man an keine Wiederherstellung des Baus unter denkmalschutzrechtlichem Aspekt denken könne.

Und doch scheint das Portal intakt zu sein. Wäre die Rettung des Portals nicht die Aufgabe der Stadt Lauf? Eine Beschreibung liegt uns vor, vom einem der vormaligen Hausbesitzer, Manfred H. Brenner, 2022 geschrieben:

„Es (das Gasthaus) besitzt ein schöngestaltetes Portal in geschwungenen Barockformen, im Zentrum befindet sich eine der drei ältesten Haustüren der Stadt Lauf. Darüber findet man einen schmiedeeisernen „Ausleger" mit vielen Verzierungen und dem Symbol aus dem Namen der Gaststätte, einem roten Roß. Teile der alten Lackierung und Vergoldung sind noch zu sehen, die komplette und schonende Restaurierung durch einen bayerischen Fachbetrieb sind bereits in Auftrag gegeben und sehr aufwändig.“

Christiane Veyssière

Gasthaus Rotes Ross

Kurzberichte aus den vergangenen Wochen

Gschicht’n in den Felsenkellern

Gleich dreimal konnten wir die Führung durch die Felsenkeller mit Vinzenz Dorn machen, fast 100 Interessierte hatten sich angemeldet.

Unheimlich waren seine Geschichten … bis heute suchen wir den Geist vom „Franzl“, von dem er uns erzählte und die Historiker unter uns suchen ab sofort den Geheimgang vom Kunigundenberg zum Moritzberg, in dem sich die Kaiserin mit dem Einsiedler Moritz trafen.

Eine gelungene „Geschichtenstunde“ hat uns Vinzenz Dorn in den Felsenkellern geschenkt!

Weltfrauentag 08. März 2023

Nina Bezold, 2. Bürgermeisterin regte eine Führung über Laufer Frauenpersönlichkeiten zum Weltfrauentag an. Christiane Veyssière und Marlies Reuter übernahmen diese Aufgabe. Die Erinnerung an Laufer Frauenpersönlichkeiten sind in Straßennamen erhalten, aber auch in Verbindung mit historischen Häusern. An eine Führung zum gleichen Thema durch den ehemaligen Archivar Ewald Glückert erinnert sich niemand mehr.

Der „Laufer Frauentag“ am 04. März 2023 war gefühlt der kälteste Tag des Jahres. Trotzdem kam eine große Gruppe Frauen zu dem Rundgang. Mit Anna Dietz begann er, führte zu Elisabeth Keßler ins Spital, dann weiter zu Lisette Schmidt ans Forsthaus, Margaretha Reichel in die Schleifmühle, Babette Römer auf den Marktplatz und endete am Falknerhaus mit der Erinnerung an Helena Beer.

Gut ist diese Führung angekommen, deshalb werden wir sie am 23. August 2023, 18.30 Uhr wiederholen.

Stadtratssitzung

Am 16. Februar 2023 nahmen die Altstadtfreunde Lauf zusammen mit dem Historischen Verein am öffentlichen Teil der Stadtratssitzung teil. Anlass war der Tagesordnungspunkt über die Nutzung des Pfründnerhauses durch die VHS Unteres Pegnitztal. Sie braucht Büroräume und diesem Antrag wurde seitens der Stadträte zugestimmt. Frage ist nun, wie geht’s mit dem Stadtarchiv und seinem Platzbedarf weiter?

Vortrag von Dr. Ina Schönwald am Montag, 20. März 2023

Hermann Kessler, gen. Glockengießer – eine Laufer Persönlichkeit des Spätmittelalters in der Wenzelburg, Lauf

Das Keßler-Jahr 2020 musste abgesagt werden, obwohl die Vorbereitungen schon weit fortgeschritten waren. Ihren Vortrag konnte Dr. Ina Schönwald aber jetzt nachholen. In bewährter Vortragsweise stellte sie die Persönlichkeit des Glockengießers vor, erklärte historische Zusammenhänge und stellte seine Stiftung, die für Lauf eine wichtige soziale Einrichtung war unter die Frage: Was wäre Lauf ohne diese Einrichtung?

Was gibt’s demnächst?

Veranstaltung des Künstlerkreise Lauf im Garten des Forsthauses:
Eröffnung Foto-Ausstellung „Laufer Ladys“

  • Do 13. Juli 2023 (Uhrzeit wird noch bekannt gegeben)

Forsthaus im Programm „Lange Laufer Kulturnacht“ (siehe unten)

  • Fr 21. Juli 2023

Die Altstadtfreunde Lauf laden ein die Lesung im Alten Forsthaus mit Wein oder Bier oder auch einem nichtalkoholischen Getränk ausklingen zu lassen!

„Märchen-Nachmittag“ im Garten des Forsthauses

  • Sa 22. Juli 2023, 14.00 – 17.00 Uhr

Dieter Wank erzählt für Kinder mit Eltern und Großeltern Märchen mit musikalischer Begleitung im Garten des Forsthauses
um 14.00 Uhr, 15.00 Uhr und 16.00 Uhr.
Dazu ist Anmeldung bei Betty Riffelmacher 09123/2613 oder Mail:
brlauf@t-online.de bis 16.07.2023 mit Zeitangabe erforderlich.

Für Kaffee, Getränke und Kuchen wird gesorgt.

In und um das Glockengießerspital

  • Freitag, 21. Juli 2023, 18.00 bis 22.00 Uhr

      LANGE LAUFER KULTURNACHT 2023

  • Offenes Archiv: Sehen & Fragen

Archivmitarbeiterinnen gewähren Einblicke ins Laufer Stadtarchiv. Die Studio-Ausstellung „Spitzweg in Lauf“ ist zugänglich.
Büchertisch mit aktuellen Titeln und Buchantiquariat.

  • Liebe, Leben, Schicksalsorte: Laufer Stadtgeschichte zum Miterleben

Von und mit Katharina Down, Dr. Ina Gombert, Dr. Ina Schönwald und Rainer Turba
An historischen Originalschauplätzen hören Sie Geschichten, die sich tatsächlich an Ort und Stelle so zugetragen haben.
Ein Briefwechsel – aufgefunden im Forsthaus an der Pegnitz – dokumentiert Liesbeths tragische Liebe während des Zweiten Weltkriegs

Häuser rund um den Spitalplatz sind Zeugen ganzer Generationen und die Laufer Spitalmagd Agnes erlebt, wie die jetzige
Kirchenruine Sankt Leonhard Mitte des 16. Jahrhunderts in Flammen aufgeht.

Drei offene Stationen laden ein zum Hineinschnuppern in Laufer Geschichte – und Geschichten.

o   18 Uhr und 20 Uhr: Häuserpersönlichkeiten rund um den Spitalplatz
Treffpunkt: Spitalplatz

o   18.30 Uhr und 20.30 Uhr: Als Sankt Leonhard zur Ruine wurde
Treffpunkt: Kirchenruine Sankt Leonhard

o   19 Uhr und 21 Uhr: Eine Liebe im Zweiten Weltkrieg
Treffpunkt: Altes Forsthaus, Am Schloss 3

Keine Anmeldung erforderlich!

Eine Veranstaltung des Stadtarchivs in Kooperation mit der Stadtbücherei Lauf.


 Drei Namen für die gleiche Villa, „Matthes-Villa“, versus „Weigmann-Villa“, versus „Villa am Eck“. >>>Welcher ist der richtige?

Schön, dass uns mal eine Rückmeldung zur unserem Rundbrief erreichte:

Frau Elke Simon schrieb uns folgende Information zur Ausstellung
Reminiszenzen in der Laufer Wenzelburg - Ausstellung der Sammlung Wilfried Appelt

„Leider hat sich auch hier der immer wieder falsch genutzte Begriff „Weigmann-Villa“ eingeschlichen. Bei der Villa Weigmannstraße 2, in der sich die Sammlung Appelt befindet, handelt es sich NICHT um die Weigmann-Villa. In der Weigmann-Villa (Weigmannstraße 27) ist das Laufer JUZ untergebracht.

Die Weigmannstraße 2 ist die ehemalige Matthes-Villa. Margarete Matthes ist eine geborene Döring. Ihr Vater hat diese Villa bauen lassen. Margarete Matthes blieb mit ihrem Mann, Alfred Matthes, und nach seinem Tod allein, im Elternhaus wohnen. So hat sich der Name Matthes-Villa etabliert. Unterstützt wurde die Namensprägung sicher auch durch das extravagante Auftreten der Dame, das sie bis ins hohe Alter pflegte. – Mehr zu diesem Anwesen im 2. Band der Reihe
„Laufer Hauspersönlichkeiten“ von Dr. Ina Schönwald.

Unsere Söhne, die die Villa 2016 von einem Investor erwarben (und damit auch das Zimmermuseum „retteten“) würden gerne als neuen Namen „Villa am Eck“ etablieren. Mal sehen, ob sich das im Laufe der Jahrzehnte durchsetzen kann – Häuser-Namen und Begriffe erhalten sich erfahrungsgemäß über Generationen“

Mit besten Grüßen

Ihre

Monika Pöhlmann

Vorsitzende

 

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