Altstadtfreunde Lauf an der Pegnitz

Das Alte erhalten - das Neue integrieren

Altstadtbummel Schild 18 –
Die Johannis Kirche


Schon 1275 wurde eine Johannes dem Täufer geweihte Kapelle erwähnt, die zur Pfarrei in Neunkirchen am Sand gehörte. In der Blütezeit Laufs unter Karl IV um 1360 errichtete man einen größeren Bau aus Stein, der etwa die heutigen Ausmaße besaß: Langhaus mit Turm und gotischer Chor zeugen davon.

1691 Anbau der Sakristei, 1907 Ergänzung mit dem südlichen Treppenhaus, den beiden Emporeneingängen und dem Westvorbau.

 

Das Nürnberger Glockengießerehepaar Kessler stiftete großzügig ein Spital und eine Kirche dazu. Dadurch wurde Lauf 1375 eine eigene Pfarrei. Die Kapelle St. Johannis unterstellte man der Stiftungskirche St. Leonhard.1504 kam Lauf zur Freien Reichsstadt Nürnberg und wurde durch deren Beschluss 1525 evangelisch. Die Reformation setzte sich langsam durch. Pfarrer Matthäus Vogel, der bei Luther und Melanchton studiert hatte, führte den neuen evangelischen Gottesdienst ab 1544 durchgängig ein.

Der Stadtbrand im Markgrafenkrieg 1553 zerstörte die Spitalkirche, die nicht mehr aufgebaut wurde. Die Johanniskapelle blieb erhalten. Die Laufer Bürgerschaft erhob sie zur evangelischen Stadtkirche.

 

Markant ist der 56 m hohe Turm, der 1680 sein heutiges Aussehen erhielt. Über dem Glockenstuhl mit 4 wertvollen alten Glocken  errichtete man 2 achteckige, übereinanderstehende Laternen; die untere 2-geschossige diente als Türmerwohnung, in der der Türmer mit seiner Familie bis 1932 wohnte. Er hatte das wichtige Amt des Wächters und des Stadtmusikanten inne.

Alles Notwendige musste die 132 Stufen nach oben und zur Entsorgung wieder nach unten gebracht werden.

Die obere Laterne bestand aus einem einzigartigen, holzvertäfelten Sommerzimmer, das mit römischen Gottheiten und Sinnsprüchen ausgemalt wurde.

Von der Wohnung aus kommt man auf einen schmalen Umgang, der mit einem kunstvoll geschmiedeten Gitter gesichert ist. Von dort hat man einen grandiosen Rundumblick

An den Kirchenportalen außen erzählen Wetzrillen vom mittelalterlichen Glauben an die Heilkraft des Steinstaubes, den man dem Essen beifügte. Eine Messingtafel am Südeingang von 1495 weist auf eine Bürgerstiftung eines Hans Leibgeb hin.

Innen erinnert der achteckige, beheizbare, spätgotische Taufstein aus der 1.Hälfte des 16.Jahrhunderts an die Anfänge der Kirche.

An der Nordseite des Kirchenschiffs befindet sich das Epitaph der Familie Samstag von 1640, ein protestantisches Bekenntnisgemälde. Es zeigt Melanchthon und Luther beim Austeilen des Abendmahls in Brot und Wein an die damaligen Kurfürsten Johann Friedrich I. und August von Sachsen.

In der Zeit des Barocks Ende 17. Jhdt. passte man die Kirche dem Zeitgeist an.

Der Schreinermeister Balthasar Götz schuf nach italienischem Vorbild 1691/92 einen Wechsel-Altar mit 7 verschiedenen Bildern. Je nach Kirchenjahreszeit erzählen sie von der Geburt und Taufe Jesu, dem Einzug in Jerusalem, dem letzten Abendmahl, der Kreuzigung, der Auferstehung und dem Pfingstwunder. Initialen und Wappen erinnern an die Stifterfamilien. Das Malerehepaar Keil porträtierte auch Bürger und Bürgerinnen der damaligen Zeit. Das macht die Tafeln zu Dokumenten der Stadtgeschichte.

Die bemalte Holzkassettendecke gestaltete man in Form eines Tonnengewölbes. In dessen Mitte sieht man eine Kartusche mit Wappen der Stadt Nürnberg, dem Reichswappen und den Wappen der fünf reichstädtischen Landpfleger und des Laufer Pflegers. Damit dokumentierte man die Herrschaftsverhältnisse der damaligen Zeit.  Die Jahreszahl 1699 markiert das Ende der Um- und Erweiterungsbauten.

1700 baute der Kitzinger Orgelbaumeister Brandenstein eine neue Orgel auf der Westempore ein, gestiftet von Sichart von Sichartshofen.1989/90 wurde sie komplett restauriert durch die Orgelbaufirma Hoffmann / Rhön.

1907 weitere Renovierung der Kirche, Auflösung der Grüfte im Chorraum, Einbau neuer Jugendstilfenster mit den Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, Umbau des Gestühls.

2005 Stiftung des Buntglasfensters mit dem predigenden Paulus auf dem Areopag in Athen, entworfen von dem Künstler Andreas Felger.

2009 Stiftung weiterer Kunstwerke wie der Taufschale aus Edelstahl, des Lesepults und des Osterkerzenständers, geschaffen von dem Nürnberger Künstler Paul Müller. 

Die Kirche erzählt lebendig vom Glauben in verschiedenen Epochen.

Hier gibt es weitergehende Informationen zur Türmerstube und auch einen Film über die Glocken von Eike Wagner, Fränkische Filmfreunde

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