Altstadtfreunde Lauf an der Pegnitz

Das Alte erhalten - das Neue integrieren

Geschichte des Laufer „Einspänn(ig)er- oder Forsthauses“
zwischen Burg und Spital

Zwischen der Pegnitz und der rückwärtigen Wand des Glockengießerspitals unterhalb des Burgstegs steht in einem wunderschönen Grund der Pegnitz das seit einigen Jahren leerstehende sog. „Einspänniger- oder Forsthaus“.

Die Geschichte dieses denkmalgeschützten Laufer Gebäudes ist eng verbunden mit der Errichtung einer südlichen Stadtummauerung sowie Veränderungen im Wasserlauf der Pegnitz.

Die erste Ummauerung der Stadt erfolgte im Zusammenhang mit der Stadterhebung 1355 durch Karl IV. Durch Kriegseinwirkungen und Weiterentwicklung der Waffentechnik waren immer wieder Erneuerungen und Verstärkungen der Stadtbefestigung erforderlich. Im Zuge der Renovierungsarbeiten reifte der Entschluss, die Stadt mit der benachbarten Wasserburg zu verbinden und damit eine stark befestigte Einheit zu schaffen. Geplant waren ursprünglich außerdem zwei Flügelarme, die mit steinernen Bögen und Wehrgängen den nördlichen Arm der Pegnitz überspannen sollten. So wäre die Burginsel in die Befestigung der Stadt integriert worden.

Die flussabwärts gelegene, westliche Überquerung kam nie zur Ausführung. Der östliche Arm wurde zwar begonnen, aber nie vollendet. Erhalten ist eine Mauer mit Wehrgang, die von der Stadtmauer am Spitalhof mit zwei Bögen einen Arm der Pegnitz überspannte, der direkt an der Stadtmauer gelegen, gleichzeitig als natürlicher Stadtgraben diente. Dieser Arm verlandete später zu einem Altwasser.

Das heute auch "Einspänniger-, Einspänner- oder Forsthaus" genannte Gebäude stand also früher auf einer Insel zwischen der Burg und der Stadt. Aus der Insel wurde im Lauf der Zeit eine Landzunge am Altwasser neben der direkt am Spital verlaufenden Stadtmauer. Der Flurnamen "Altung" erinnert heute noch daran. Die Mauer endete am südlichen, heute noch aktiven Arm der Pegnitz. Die östliche Hausfassade ist Teil dieser nie vollendeten Stadtmauer. Während die Stadtbefestigung im 19. Jahrhundert zum großen Teil abgetragen wurde, blieb die Mauer zwischen Altung und Schlosssteg weitgehend erhalten, da hier die Mauer in die Wirtschaftsgebäude des Spitals einbezogen ist. Auch das Rumpfstück mit seinen zwei Bögen über das Altwasser blieb bestehen.

Die Bewohner des Hauses

1806 war das Gebiet der Reichsstadt Nürnberg und ihrer Pflegamtsstädte an die Bayerische Krone übergegangen, so auch der Grund zwischen Spital und Burg. Im Haus Am Schloss 3 wohnte einst ein Bediensteter des Pflegamts Lauf, der als Amtsknecht und Polizeidiener fungierte, daneben aber auch als Helfer des Försters und Jägers gebraucht wurde. Für seine Aufgaben hatte er ein Pferd im Anspann, weshalb er auch der "Einspänn(ig)er" genannt wurde. Ab 1807 nunmehr sollte das Haus in Staatsbesitz zum Dienstsitz des königlich-bayerischen Gendarmen werden. Dazu gehörte ein „Wurzgärtchen“: eine Folge von Beeten, die mit Kräutern, Blumen und Gemüse bepflanzt waren. Der Altwasserarm wurde fortan als „See in der Gendarmerie“ bezeichnet.

Am 13.11.1831 wurde das staatliche Gendarmen-Haus zusammen mit dem Mauerstück an den Schuhmachermeister Konrad Beck verkauft. Als Abstellkammer und Holzlege wurden Mauer und Wehrgang erhalten, während der Altwasserarm zunehmend verlandete.

Das Hochwasser von 1909 drückte vehement durch die beiden Bögen der Mauer zwischen Spital und dem "Einspänn(ig)erhaus" und richtete große Schäden an. Der damalige Besitzer Hans Schmidt ließ 1910 die beiden Bögen vermauern und ver-putzen. Die Reste des Altwassers in seinem Garten wurden aufgefüllt - so verschwand der "See in der Gendarmerie".

Nachweisliche Bewohner des Hauses seit 1876:

   1876 - Kaufmannswitwe Babette Kriegbaum (geb. Schmidt) aus Nürnberg
   1888 - Hauptbank Nürnberg ersteigert das Anwesen (Das Fischrecht auf der
                linken und rechten Seite der Burg bis zum 1. Wehr wurden miterworben)
   1888 - Christoph Bauder und Elisabeth Rupprecht
   1889 - Christian Schätz (Baumeister) und seine Frau Margarethe (geb.Eckert)
   1898 - Hans Schmidt (Kaminkehrer-Meister, 1. Bürgermeister von 1919 – 1924)
                und seine Frau Lisette (geb. Bub). Schmidt starb 1934. Der Waschraum
                links neben der Eingangstür diente den drei Gesellen und Herrn Schmidt
                um sich vom Ruß zu reinigen.
   1953 - Dr- Horst Mühlich (Rechtsanwalt) und Elisabeth Fuchs (kaufm. Angestellte)
   2001 - Leerstand
   2017 - Altstadtfreunde Lauf

Das Forsthaus ist Domizil der Altstadtfreunde

Seit Herbst 2017 haben sich die Altstadtfreunde Lauf mit dem Eigentümer geeinigt, dass sie das denkmalgeschützte Haus mit dem Garten für eigene Bedürfnisse nutzen dürfen. Damit haben sie endlich ein Domizil gefunden, in dem sie den Verein „unterbringen“ können und z. B. für Vorstandssitzungen eine geeignete Räumlichkeit haben. Darüber hinaus soll es auch für die Bevölkerung Laufs und Gäste ein Objekt sein, in dem man es für Aktivitäten nutzt und Veranstaltungen wie Ausstellungen, Vorträge, Gesprächsthemen, etc. anbietet.

Als Gegenleistung für die Nutzung übernehmen die Altstadtfreunde die Pflege von Haus und Garten. Ein großer Teil des wild wuchernden Gestrüpps wurde bereits entfernt. Auch die Innenräume müssen nach dem langjährigen Leerstand komplett renoviert und wieder nutzbar gemacht werden.

Besprechungsraum

 

Von besonderer Bedeutung sind die regelmäßig angebotenen Führungen auf dem noch vorhandenen Teil der einst geplanten Stadtmauer mit Wehrgang, welcher nur durch das Haus zugänglich ist (siehe Seite "Besichtigungen").